Blumengeschmückter Sarg in Kirche aufgebahrt

Wenn ein Mensch gestorben ist, braucht die Trauer ihren Raum, nicht nur bei den nächsten Angehörigen. Nach und nach erfahren auch entferntere Bekannte vom Todesfall und möchten auf würdige Weise Abschied nehmen. Die Aufbahrung des Verstorbenen gibt der gesamten Trauergemeinde die Gelegenheit, Adieu zu sagen und dem Toten auf der Beerdigungsfeier die letzte Ehre zu erweisen. Manche Menschen können den unfassbaren Tod eines geliebten Zeitgenossen auch erst dann richtig begreifen, wenn Sie ihn noch einmal gesehen haben.

Um dieses Begreifen zu erleichtern, geschieht die Aufbahrung zunächst im offenen Sarg, meist in einem abgeschiedenen Raum der Leichenhalle. Hier hat jeder die Möglichkeit für einen sehr persönlichen Abschied. Bei der Beerdigung wird in der Kapelle dann der geschlossene Sarg mit Blumenschmuck aufgebahrt. Dies dient dem Abschied der Allgemeinheit.

In früheren Zeiten wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt. Verwandte, Freunde und Nachbarn wurden eingeladen, sich zu verabschieden. Heute wird die Aufbahrung in den eigenen vier Wänden nur noch selten praktiziert. Wenn ein Mensch daheim verstirbt, ist diese Form des Abschieds aber durchaus möglich. Da die Gesellschaft heutzutage jedoch ein eher gespaltenes Verhältnis zum Tod hat, erfolgt der endgültige Abschied in 90 Prozent der Fälle am geschlossenen Sarg in der Aussegnungshalle.

Die letzte Ehre

Sarg mit Blumen © BildPix.de – Fotolia.com

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Die öffentliche Aufbahrung von Toten hat eine sehr lange Tradition. Schon im alten Ägypten nahm man auf diese Weise Abschied. Schon damals wollte man nicht nur dem engsten Familienkreis, sondern der gesamten Trauergemeinde einen würdigen Rahmen schaffen, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

Heute findet man sich dazu bei der Beerdigungsfeier in einer Aussegnungshalle zusammen. Gemeinsam begeht man dort den feierlichen Abschied. In den meisten Fällen spricht ein Priester erinnernde Worte. Die religiöse Komponente des Abschieds kann aber auch von weltlichen Grabrednern übernommen werden, die ihre Dienste anbieten. Dann ersetzen alternative Rituale den religiösen Teil der Beerdigung. Alle Feiern, ob religiös oder individuell, haben jedoch die Aufbahrung des Toten gemeinsam.

Das Herantreten an den Sarg und das Ablegen von Blumenschmuck ist die wichtigste Komponente heutiger Totenfeiern. Der geschmückte Sarg wird nach der Feier zu Grabe getragen, wo die mitgebrachten Blumengaben als letztes Geschenk an den Verstorbenen verbleiben.

Sargschmuck als letztes Geschenk

Sarg mit Blumen © Robert Hoetink – Fotolia.com

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Jeder Einzelne der Hinterbliebenen muss früher oder später mit seiner Trauer umgehen lernen. Abschiedsrituale helfen den Trauernden dabei und bieten einen gewissen Trost. Für viele Menschen ist die Aufbahrung des Toten ein wichtiger Teil ihrer Trauerarbeit. Am offenen Sarg können sie sich Gewissheit über den endgültigen Weggang des einstigen Gefährten verschaffen. Ein wichtiger Schritt beim Prozess des Begreifens. Da der Tod in unserer Gesellschaft im Allgemeinen ein Tabu darstellt, ist es heute von großer Bedeutung, den Anblick des Toten für die Angehörigen möglichst angenehm zu gestalten.

Die Thanatopraxie konnte sich im Zuge dessen zu einem eigenen Berufszweig entwickeln, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, tote Menschen ästhetisch aussehen zu lassen. Besondere Bedeutung hat dieser Beruf bei der Herrichtung von Unfallopfern. Auch schwer verletzte Menschen sollen für den Abschied von der Trauergemeinde möglichst natürlich aussehen, damit zum ohnehin vorhandenen Schmerz nicht auch noch der Schock des Anblicks kommt.

Heute soll ein Toter möglichst so aussehen, wie man ihn auch im Leben wahrgenommen hat. Früher spielte das bei der Aufbahrung keine so große Rolle, die Toten wurden davor lediglich noch einmal gewaschen und dann den Trauernden so präsentiert, wie sie waren. Aber damals nahmen die Menschen den Tod eben auch noch als natürlichen Teil ihres Lebens wahr, während er heute weitgehend tabuisiert wird. Das muss der Bestatter auch bei der Aufbahrung berücksichtigen. Deshalb findet der Abschied in der Regel am geschlossenen Sarg in der Aussegnungshalle statt. Dort bekommen die Hinterbliebenen noch einmal die Gelegenheit für ein pietätvolles letztes Adieu. Indem die Trauernden Blumen auf den Sarg legen, oder diese um den Sarg herum verteilen, nehmen sie nun endgültig Abschied von einem Menschen, den sie geliebt und geschätzt haben. Der Blumenschmuck ist ein letztes Geschenk an den Verstorbenen. Beim Niederlegen kann jeder noch einmal innehalten und des Toten persönlich gedenken, bevor die Feier beginnt.